Seit fast drei Jahrzehnten widmet sich Karin Immler der Hundeerziehung und unterstützt Menschen und ihre Vierbeiner auf dem Weg zu einer harmonischen Partnerschaft. Mit ihrer Hundeschule know wau in Salzburg und ihren innovativen Online-Angeboten verfolgt sie eine klare Philosophie:
Hundeerziehung basiert auf Verständnis, Fairness und Kommunikation – immer mit einem Fokus auf Freude und Erfolg.
Im Interview gibt sie spannende Einblicke in ihre Methoden, ihre Vision und die häufigsten Herausforderungen, mit denen Hundebesitzer konfrontiert sind.
Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Vertrauen, Wissen und ein bewusster Umgang Hund und Mensch zu einem echten Team machen können.
Interview mit Karin Immler
Was hat Sie dazu inspiriert, sich mit Hundeerziehung zu beschäftigen und Ihre Angebote zu entwickeln?
Mein erster Hund wurde eher klassisch erzogen. Doch etwa im Alter von vier Jahren zeigte er mir deutlich, dass er nicht mehr gerne mit mir zusammenarbeitet.
Das hat mich tief getroffen und zum Nachdenken gebracht. Mein Wunsch, seine Freude am gemeinsamen Tun wiederzugewinnen, hat mir eine neue Welt eröffnet Ich durfte einen Umgang kennenlernen, der auf Kommunikation, Fairness, Freundlichkeit, gut durchdachtem Training und wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.
Dabei wurde mir bewusst: Gutes Hundetraining beginnt immer mit dem Menschentraining.
Welche Philosophie steckt hinter Ihrer Methode der Hundeerziehung?
Wir holen uns einen Hund ins Leben, um es reicher, runder und fröhlicher zu machen – und um die gemeinsame Zeit zu genießen. Unsere Verantwortung ist es, den Hund fürsorglich und vorausschauend zu führen, ihn dabei zu unterstützen, all das zu lernen, was wir von ihm erwarten.
Auf diesem gemeinsamen Weg sind positive Verstärkung, Geduld, Verständnis und klare Kommunikation unsere besten Begleiter.
Hundetraining und Hundeerziehung gehen weit über bloße „Techniken“ hinaus. Es geht darum, Wissen zu vermitteln und wissenschaftliche Erkenntnisse so aufzubereiten, dass sie für Hundebesitzer leicht verständlich und umsetzbar werden.
Denn nur, wenn Sie wirklich verstehen, warum etwas funktioniert, können Sie es mit Freude und Erfolg anwenden.
Wie wichtig ist eine vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Halter in Ihrer Arbeit?
Eine vertrauensvolle Bindung ist der Grundpfeiler jeder erfolgreichen Hundeerziehung – sie bildet das Fundament für alles, was wir gemeinsam mit unseren Hunden erreichen möchten.
Ein Hund, der seinem Menschen vertraut und sich sicher fühlt, hat die besten Voraussetzungen, um sich zu entwickeln und neues Verhalten zu erlernen.
Vertrauen entsteht jedoch nicht von selbst; es muss bewusst aufgebaut und gepflegt werden.
Wer Veränderungen im Verhalten seines Hundes erreichen möchte, muss sich zunächst auf ihn einlassen: seine Bedürfnisse erkennen, respektieren und ihm Orientierung geben.
Im Alltag bedeutet das, sich als verlässliche und berechenbare Bezugsperson zu erweisen, die dem Hund Sicherheit und Führung bietet, ohne Druck oder Zwang auszuüben.
Durch dieses Vertrauensverhältnis wird der Hund nicht nur offener für neue Lernprozesse, sondern die gesamte Mensch-Hund-Beziehung wird harmonischer und entspannter.
Vertrauen ist keine Einbahnstraße – es stärkt auch den Menschen, der merkt, wie sehr sein Hund sich an ihm orientiert und wie schön es ist, ein echtes Team zu sein.
Karin Immler über Hundeerziehung und Techniken
Was sind die häufigsten Missverständnisse, die Hundebesitzer bezüglich der Hundeerziehung haben?
Ein häufiges Missverständnis in der Hundeerziehung ist, dass Hunde absichtlich „ungehorsam“ sind oder „dominieren“ wollen. Tatsächlich basieren viele Probleme eher auf einseitiger Kommunikation oder unklarer Erziehung.
Noch immer hält sich hartnäckig die längst widerlegte Dominanz- und Alphatheorie, die HundehalterInnen dazu verleitet, ihre Hunde durch Zwang oder Einschüchterung kontrollieren zu wollen.
Doch solche Methoden schaden der Beziehung und verhindern, dass der Hund Vertrauen aufbaut und wirklich gut lernen kann.
Statt Verhalten einfach „abzustellen“ oder „zu unterbinden“, ist es wesentlich effektiver, dem Hund zu zeigen, welches Verhalten erwünscht ist.
Auch „Grenzen setzen“ wird oft missverstanden: Grenzen können genauso klar, aber auf faire und freundliche Weise kommuniziert werden – Grobheit hat dabei keinen Platz.
Ein weiteres Missverständnis ist, dass Training immer zeitaufwendig sein muss. Tatsächlich können kleine, regelmäßige Übungen im Alltag Großes bewirken. Ebenso ist es weit verbreitet, Verhalten nur zu beachten, wenn es unerwünscht ist.
Viele Menschen übersehen all die Momente, in denen ihr Hund sich ruhig, aufmerksam oder freundlich verhält – dabei liegt genau hier die Chance, gutes Verhalten bewusst zu verstärken.
Und dann gibt es noch die Details in der „Hundesprache, als Beispiel: ein wedelnder Schwanz bedeutet nicht immer Freundlichkeit, sondern ist nur ein Zeichen für Erregung – erfreute Erregung oder weniger erfreute.
Solche Missverständnisse lassen sich durch Wissen und einen bewussten Umgang leicht klären, was das Miteinander erheblich verbessert.
Welche speziellen Techniken setzen Sie ein, um den Alltag mit dem Hund zu erleichtern?
Ich arbeite vorzugsweise mit dem Clicker- bzw. Markertraining, das vielen Hundemenschen bereits bekannt ist. Was ich daran besonders schätze, ist die Veränderung im Fokus: Statt sich darauf zu konzentrieren, was der Hund alles falsch macht oder was unerwünscht ist, lernen die HalterInnen, die positiven Aspekte wahrzunehmen – die Dinge, die der Hund richtig macht und die ausbaufähig sind.
Eine Kundin hat es treffend formuliert: „Ohne den Clicker hätte ich nie erkannt, was mein Hund alles richtig macht!“ Dieses Umdenken schafft nicht nur mehr Freude im Training, sondern stärkt auch die Bindung zwischen Mensch und Hund.
Zusätzlich setze ich auf kleine, spielerische Übungen, die sich leicht in den Tagesablauf integrieren lassen. Der Schwerpunkt liegt meist auf Aspekten, die für einen harmonischen Alltag essenziell sind: Ansprechbarkeit, Leinenführigkeit und ein zuverlässiger Rückruf.
Für Hunde, die mit Ängsten oder Aufregung zu kämpfen haben, biete ich zudem Techniken zum Stressmanagement und zur Entspannung an.
Diese helfen dem Hund, ruhiger mit herausfordernden Situationen umzugehen, und unterstützen die HalterIn dabei, dem Hund Sicherheit und Orientierung zu geben. Letztlich geht es mir darum, individuelle Lösungen zu finden, die den Alltag erleichtern und Hund und Mensch gleichermaßen Freude bereiten.
Welche Herausforderungen gibt es bei der Arbeit mit verschiedenen Hunderassen oder -typen, und wie passen Sie Ihre Trainingsmethoden an?
Das Wissen über den Ursprung, den Verwendungszweck und die typischen Eigenschaften einer Rasse oder eines Hundetyps ist natürlich essenziell – nicht nur, um die Trainingsmethodik anzupassen, sondern auch, um realistische Ziele zu setzen.
Ein Hütehund hat andere Bedürfnisse als ein Jagdhund, und ein Terrier tickt anders als ein Windhund. Dieses Hintergrundwissen hilft, die Anlagen des Hundes zu verstehen und sinnvoll in das Training einzubinden.
Gleichzeitig ist jeder Hund einzigartig – genauso wie sein Mensch. Was für ein Team optimal funktioniert, kann für ein anderes völlig ungeeignet sein.
Deshalb passe ich meine Ansätze, Übungen und die Art des Trainingsaufbaus immer individuell an.
Dabei geht es nicht nur darum, die Besonderheiten der Rasse zu berücksichtigen, sondern auch die Persönlichkeit und die Möglichkeiten des Mensch-Hund-Teams.
Mein Ziel ist es, einen Weg zu finden, der nicht nur effektiv ist, sondern sich für beide Seiten gut anfühlt.
Karin Immler über Hundetraining im Alltag und die Erfolge
Haben Sie Empfehlungen, wie man Hundetraining in den Alltag integrieren kann, um konsequent zu bleiben?
Gutes Training bringt Spaß – für Mensch und Hund! Und was Spaß bringt, macht man auch gerne. Doch Training allein reicht nicht aus, um dauerhaft harmonisch miteinander zu leben.
Die Gestaltung des Alltags und das Management in konkreten Situationen sind genauso entscheidend wie die Übungseinheiten selbst – wenn nicht sogar noch wichtiger.
Warum? Weil Hunde Verhalten wiederholen, das sich für sie lohnt. Wenn Sie durch vorausschauende Führung und gutes Management dafür sorgen, dass unerwünschtes Verhalten gar nicht erst auftritt, schaffen Sie die Grundlage für langfristigen Erfolg.
Management bedeutet, Situationen und/oder Umgebung so zu gestalten, dass der Hund von selbst richtig handelt, ohne ständig korrigiert werden zu müssen.
Zum Beispiel, indem Sie dafür sorgen, dass er nicht unkontrolliert in Situationen gerät, die ihn überfordern oder in denen er sich „falsch“ verhalten könnte.
Zusätzlich lässt sich Training leicht in den Alltag integrieren. Kleine, regelmäßige Übungen wie Sitzenbleiben, während Frauchen sich die Schuhe bindet, oder ein Blickkontakt, bevor die Leine abgenommen wird, machen Training alltagstauglich.
Auch der Spaziergang lässt sich nutzen: Dreimal kurz das üben, was gerade dran ist, reicht völlig aus – besonders, wenn die Ablenkung hoch ist.
Jeder Moment, in dem Sie mit Ihrem Hund interagieren, gibt ihm Rückmeldung darüber, welches Verhalten sich lohnt und welches nicht. Es geht darum, bewusst und vorausschauend zu handeln: Wo könnte es für den Hund zu schwierig werden? Welche Unterstützung brauchen Sie, um ihn besser zu führen?
Training ist wichtig, ja – aber die alltägliche Gestaltung der Mensch-Hund-Interaktionen und eine kluge, faire Führung sind der Schlüssel, um ein echtes Traumteam zu werden, das sich blind versteht.
Wenn diese Elemente Hand in Hand gehen, entsteht eine Verbindung, die Harmonie und Freude in den Alltag bringt.
Was sind die größten Vorteile des individuellen Online-Trainings?
Das individuelle Online-Training geht noch einen Schritt weiter: Es erlaubt mir, ganz gezielt auf die speziellen Herausforderungen und Bedürfnisse eines Mensch-Hund-Teams einzugehen.
Anders als in Gruppenkursen steht hier der Fokus komplett auf den individuellen Themen – sei es Leinenführigkeit, Rückruf oder das Training mit einem ängstlichen Hund.
Ein großer Vorteil des Online-Formats ist auch die Möglichkeit, Trainingssequenzen aufzuzeichnen. So können wir die Körpersprache des Hundes oder Details im Timing gemeinsam genau analysieren – und das bei Bedarf sogar in Zeitlupe.
Diese präzise Arbeit sorgt für effektive Fortschritte und spart wertvolle Zeit, da nichts dem Zufall überlassen wird.
Dieses Format schafft eine intensive und zielgerichtete Zusammenarbeit, die Haltern hilft, genau dort anzusetzen, wo sie es brauchen – für nachhaltige Erfolge und ein harmonisches Zusammenleben.
Wie messen Sie den Erfolg im Training, und welche Fortschritte sehen Hundebesitzer typischerweise?
Erfolg im Training zeigt sich für mich daran, wie harmonisch der Alltag zwischen Mensch und Hund wird. Es geht darum, dass beide Seiten mehr Freude aneinander haben und als echtes Traumteam auch schwierige Situationen gemeinsam meistern können.
Typische Fortschritte, die Hundebesitzer berichten, sind eine spürbare Leichtigkeit im Umgang, entspanntere Spaziergänge und ein Hund, der sich besser an seinem Menschen orientiert.
Ein weiterer wichtiger Maßstab ist, wie sicher und selbstbewusst sowohl Hund als auch Mensch werden. Ein Hund, der sich besser zurechtfindet und verstanden fühlt, wirkt oft ruhiger und gelassener. Gleichzeitig gewinnen die Halter mehr Sicherheit in ihrem Handeln und Vertrauen in ihre Fähigkeiten, ihren Hund zu führen.
Manchmal sind die Erfolge für Außenstehende kaum erkennbar: der erste entspannte Besuch im Café, ein Hund, der sich beim Klingeln nicht mehr in Rage bellt, oder ein Welpe, der zuverlässig in die Ruhe findet.
Für mich sind das die Momente, die zeigen, dass das Training wirklich wirkt – und dass Mensch und Hund sich auf einem guten Weg befinden.