Sebastian Reindl steht für eine Landwirtschaft, die aus dem Jetzt heraus denkt und dennoch tief in der Region verwurzelt bleibt. Aus einer persönlichen Entdeckung wurde eine klare Entscheidung: nachhaltige Bio-Pilzzucht statt industrieller Karrierewege.
Gemeinsam mit seiner Frau Lisa baut er am Stoffenbauernhof im Salzburger Alpenvorland eine zukunftsorientierte Form des Wirtschaftens auf.
Ohne Werbung, dafür mit viel Hingabe, Wissen und Begeisterung hat sich daraus ein lebendiger Ort entwickelt – für hochwertige Lebensmittel, Lernräume und Begegnung. Was einst in einem alten Obstkeller begann, wächst heute weit über den Hof hinaus.
Interview mit Sebastian Reindl
Sie stehen für regionale Bio-Edelpilze und nachhaltige Pilzzucht. Was war die ursprüngliche Motivation, dieses Unternehmen zu gründen, und wie hat sich Ihre Vision seitdem entwickelt?
Wie kann ein kleiner landwirtschaftlicher Betrieb im Salzburger Alpenvorland in die Zukunft geführt werden? Wie lässt sich das traditionelle Leben am Bauernhof mit den Anforderungen der modernen Zeit verbinden?
Diese Fragen habe ich mir lange Zeit immer wieder gestellt. Und wie so oft ist die Antwort aus einer gänzlich unerwarteten Richtung gekommen. Nachdem ich neben dem Studium der Holztechnologie begonnen hatte Spanisch und Chinesisch zu lernen, arbeitete ich nach dem Studium als Berater für international tätige Unternehmen.
Während auf den ersten Blick alles auf ein Leben fern abseits des Heimatorts hindeutete, war es für mich immer klar, dass es irgendwie möglich sein müsse, diese zwei unterschiedlichen Welten zu vereinen.
Die Grundidee der heutigen Pilzzucht begann während meines Auslandssemesters in Shanghai in mir zu keimen. In chinesischen Supermärkten sind jederzeit mehr als ein Dutzend verschiedene Pilzsorten erhältlich. Und so begann ich nach und nach mich durch das Sortiment zu kosten.
Im Gegensatz dazu herrscht in Mitteleuropa nach wie vor eine gewisse Skepsis gegenüber Pilzen. Und das trotz der gesunden Inhaltsstoffe und der geschmacklichen Vielfalt.
Doch wie werden Pilze überhaupt gezüchtet? Nach und nach habe ich mich in das Thema eingearbeitet und bald festgestellt, dass es mehr Sinn macht das Ganze einfach zu versuchen. Und so hat alles in einem verstaubten Obstkeller in den hintersten Winkeln des Stoffenbauernhofes seinen Anfang genommen..
Ich habe nach den ersten erfolgreichen Anbauversuchen die geernteten Pilze an Familie, Freunde und Bekannte verschenkt und daraus hat sich sehr schnell eine sehr gute Mundpropaganda entwickelt. Von Anfang an hat auch meine Ehefrau, Lisa Reindl mitgeholfen. Eigentlich arbeiten wir seit Beginn der Pilzzucht vor 4 Jahren hinter der Nachfrage hinterher und haben bisher auch noch kein Geld für Werbung ausgegeben.
Nach kurzer Zeit haben wir die ersten Anfragen erhalten, wie Pilze angebaut werden und ob wir dieses Wissen auch weitergeben.
Ich bin immer schon der Überzeugung, dass man gemeinsam mehr erreicht. Daher haben wir begonnen, Pilzzuchtkurse und Führungen für Gruppen anzubieten. Bisher durften wir so bereits 1400 Menschen auf unserem Hof begrüßen.
Über die Kurse und darüber hinaus unterstütze ich Pilzzüchter sowohl im Hobbybereich als auch im professionellen Bereich.
Sie bieten Pilzzucht-Sets für Zuhause sowie Kurse für angehende Pilzzüchter:innen an. Welche Zielgruppen sprechen Sie damit an, und welche Rückmeldungen erhalten Sie von den Teilnehmenden?
Mit unseren Pilzzucht-Sets und Kursen sprechen wir eine erfreulich vielfältige Zielgruppe an: von neugierigen Einsteiger:innen, die einfach mal selbst Austernseitlinge oder Shiitake auf dem Balkon züchten wollen, bis hin zu ambitionierten Hobbyzüchter:innen oder Menschen, die sich beruflich mit Pilzen beschäftigen möchten.
Auch in Bildungseinrichtungen und Familien stoßen unsere Angebote auf großes Interesse – gerade weil sie praxisnah, nachhaltig und leicht zugänglich sind.
Die Rückmeldungen sind durchweg positiv: Viele Teilnehmende berichten, wie faszinierend es ist, den Wachstumsprozess live mitzuerleben und selbst essbare Pilze zu ernten. Besonders schön ist es zu sehen, wie aus anfänglicher Neugier oft echtes Interesse und sogar Leidenschaft für die Pilzzucht entsteht.
Sebastian Reindl: Höchste Qualität trifft gelebte Regionalität
Ihre Produkte reichen von frischen Pilzen über Vitalpilz-Extrakte bis hin zu Zuchtzubehör. Wie stellen Sie sicher, dass Qualität und Nachhaltigkeit in allen Bereichen gewährleistet sind?
Unsere oberste Priorität ist es, in jedem Bereich höchste Qualität mit echter Nachhaltigkeit zu verbinden.
Bei unseren frischen Pilzen setzen wir auf eine naturnahe, möglichst regionale Kultivierung – ohne chemische Zusätze und mit ressourcenschonenden Verfahren.
Unsere Vitalpilz-Extrakte werden aus ausgewählten Rohstoffen hergestellt und in spezialisierten Laboren streng auf Reinheit und Wirkstoffgehalt geprüft. Auch beim Zuchtzubehör achten wir auf langlebige, umweltfreundliche Materialien.
Darüber hinaus arbeiten wir kontinuierlich an der Optimierung unserer Prozesse – von der Energieeffizienz über die Verpackung bis hin zur Reduzierung von Abfällen. Transparenz, biologische Standards und die enge Zusammenarbeit mit erfahrenen Partnern bilden die Basis für unser nachhaltiges Qualitätsversprechen.
In Ihren Workshops vermitteln Sie Wissen über Pilzzucht. Was sind die häufigsten Fragen oder Herausforderungen, mit denen Ihre Kursteilnehmer:innen konfrontiert sind?
In unseren Workshops merken wir schnell: Die größte Hürde für viele ist der Einstieg. Die häufigsten Fragen drehen sich darum, wie man zu Hause erfolgreich Pilze züchtet – also welches Substrat geeignet ist, wie man mit Kontaminationen umgeht oder welche Umgebungsbedingungen entscheidend sind. Viele Teilnehmende sind überrascht, wie sensibel Pilze auf Hygiene, Temperatur und Feuchtigkeit reagieren.
Ein weiteres Thema ist die Geduld – Pilzzucht ist ein Prozess, der Beobachtung und ein gewisses Feingefühl erfordert. Aber genau das macht sie auch so faszinierend.
Unser Ziel ist es, Hemmungen abzubauen, praxisnahes Wissen zu vermitteln und den Spaß an der Kultivierung zu fördern – egal ob für den Eigenbedarf oder als Einstieg in ein größeres Projekt.
Sie legen großen Wert auf regionale Produktion und Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Können Sie uns mehr über diese Kooperationen erzählen und wie sie zur Qualität Ihrer Produkte beitragen?
Regionale Produktion und die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern sind für uns keine bloßen Schlagworte, sondern ein zentraler Bestandteil unserer Philosophie.
Wir arbeiten eng mit landwirtschaftlichen Betrieben, Handwerksbetrieben und spezialisierten Züchtern aus der Region zusammen, die unsere Werte in Bezug auf Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit teilen. Diese kurzen Wege ermöglichen nicht nur eine bessere Abstimmung und Kontrolle, sondern auch eine frische und zuverlässig Rohstoffversorgung.
Gleichzeitig stärken wir damit die regionale Wirtschaft und vermeiden lange Transportwege – ein wichtiger Beitrag zur CO₂-Reduktion. Durch den regelmäßigen Austausch mit unseren Partnern können wir Prozesse stetig verbessern und Innovationen direkt in die Praxis bringen. Das Ergebnis ist ein Produkt, das mit Sorgfalt, Kompetenz und regionaler Verantwortung entsteht.
Was motiviert Sie und Ihr Team täglich, mit so viel Engagement zu arbeiten, und welche Vision verfolgen Sie für die Zukunft Ihres Unternehmens?
Unsere größte Motivation ist die Begeisterung für die Welt der Pilze – ihre Vielfalt, ihr gesundheitliches Potenzial und ihre ökologische Bedeutung. Es fasziniert uns immer wieder, wie Pilze Menschen verbinden: sei es durch Ernährung, Naturerfahrung oder gemeinsames Züchten.
Dieses Wissen weiterzugeben und hochwertige Produkte anzubieten, die wirklich einen Mehrwert schaffen, treibt uns täglich an.
Als Team teilen wir die Überzeugung, dass nachhaltiges Wirtschaften, Regionalität und Transparenz der richtige Weg sind – nicht nur ökologisch, sondern auch menschlich.
Unsere Vision für die Zukunft ist es, Pilze noch stärker in den Alltag der Menschen zu bringen: als gesunde Lebensmittel, natürliche Heilmittel und inspirierende Kulturpflanzen. Wir möchten wachsen – aber bewusst, mit Herz und Verstand.