Interviews

Geschichte und Werte des Forsthuber-Betriebs: Ein Familienbetrieb im Einklang mit der Natur

Seit 1926 befindet sich der Forsthuber-Betrieb in Familienbesitz und hat sich seitdem immer weiterentwickelt. Besonders bemerkenswert ist die Pionierleistung, als vor fast 60 Jahren der Betrieb auf biologische Landwirtschaft umgestellt wurde.

Heute ist der Betrieb in Seekirchen als einer der kleinsten Vollerwerbsbetriebe bekannt, der dennoch durch Direktvermarktung erfolgreich arbeitet.

Im Interview erzählen Peter und Stefanie Forsthuber, wie sie nachhaltig wirtschaften, welche Sorten sie anbauen und wie sie ihre Region mit wertvollen Biolebensmitteln versorgen.

Familie Forsthuber im Interview

Familie Forsthuber

Wann wurde euer Betrieb gegründet und welche Veränderungen hat er seitdem durchlaufen?

Unsere kleine Landwirtschaft wurde im 16. Jahrhundert das erste Mal urkundlich erwähnt und seitdem sehr oft weiterverkauft. Seit 1926 ist der Betrieb in unserem Familienbesitz.

Wir sind (soweit ich weiß) der kleinste aktive Landwirtschaftsbetrieb in Seekirchen – wahrscheinlich auch einer der kleinsten im ganzen Flachgau – und trotzdem im Vollerwerb.

Mit dem EU-Beitritt Österreichs wussten wir, dass wir als Kleinbetrieb nur durch Direktvermarktung überleben würden. Somit bedienen wir seit über 30 Jahren unsere treuen Stammkunden am Biobauernmarkt in Seekirchen und seit einigen Jahren auch in Henndorf.

Wie stellt ihr sicher, dass der Anbau nachhaltig bleibt? Welche speziellen Methoden oder Praktiken verwendet ihr, um den Boden und das Ökosystem zu schützen?

Vor fast 60 Jahren haben Peter (der 2te) und Elfriede Forsthuber den Betrieb auf biologische Landwirtschaft umgestellt – eine echte Pionierleistung, damals wie heute.

Elfriede (heuer 95 Jahre alt) war die erste Schriftführerin vom „Verband der organisch biologisch wirtschaftenden Bauern zur Förderung der biologischen Landwirtschaft Landesverband Salzburg“ (jetzt „Bio Austria – Salzburg“). Gemüse wurde bei uns schon lange vorher für den Eigenbedarf kultiviert, ab dem Ende des zweiten Weltkriegs dann auch etwas mehr Lagergemüse für andere.

Wir arbeiten nach den Grundsätzen der organisch biologischen, aber auch nach der regenerativen Landwirtschaft, indem wir den Boden und die Umwelt nicht nur bewahren, sondern auch noch mehr aufbauen.

Welche Sorten sind euch besonders wichtig und warum? Gibt es spezielle Saisonhighlights, auf die sich eure Kunden freuen können?

Wir bauen auf 12.000m² unter freiem Himmel und ca. 1000m² in nur sonnengeheizten Folientunneln über 50 Arten von Gemüse, Obst und Erdäpfel mit viel Handarbeit an. Somit sind wir eine richtige Gemüsemanufaktur und vielfältige Marktgärtnerei, die unsere Kunden das ganze Jahr mit frischen Biolebensmitteln versorgt.

Wir bauen neben den Klassikern auch Exoten wie Physalis, Melonen, Grünkohl und Artischocken an und die Kunden leben in den vier Saisonen natürlich mit den Köstlichkeiten mit. Erdäpfel, Karotten und Blattsalate haben wir das ganze Jahr aus eigenem Anbau.

Im Frühling sind es die ersten Jungzwiebeln und Radieschen, im Sommer natürlich Gurken und Tomaten, die sich besonderer Beliebtheit erfreuen. Der Herbst bringt dann süße Paprika und scharfe Pfefferoni, die kalte Winterzeit Vogerl- und Pflücksalatmischungen, welche die Gaumen erfreuen.

Familie Forsthuber: Unser Weg in die Zukunft

Forsthuber Almannsgrub

Welche Innovationen oder neuen Ansätze habt ihr in den letzten Jahren eingeführt? Wie bleibt ihr als Betrieb zukunftsfähig?

Generell sind wir im stetigen Wandel. Wir implizieren Grundsätze des „Lean Farming“ in unsere Arbeitswirtschaft und streben immer nach maximaler Bodenschonung und Pflanzengesundheit.

Spurenelemente und richtige Kalkungen sind wichtig für gute Bodenfruchtbarkeit und vitale Pflanzen. Oft braucht es aber auch Althergebrachtes und nicht Neuerfundenes, um zukunftsfähig zu sein.

So streben wir immer nach biologischer Kreislaufwirtschaft und halten deshalb einige Rinder der alten Salzburger Rasse „Pinzgauer“.

Der hofeigene Dünger ist wichtig für die Ackerkulturen und hält die Böden gesund. Aufgrund der schnelllebigen Zeit, in der wir leben, ist es uns aber auch sehr wichtig, die Strukturen schlank zu halten, um sich leichter an neue Gegebenheiten anpassen zu können.

Wie wichtig ist euch die regionale Ausrichtung? Was bedeutet es für euch, als lokaler Anbieter die Region zu versorgen, und welche Rolle spielt die Kundennähe dabei?

Wir sind kein Handelsbetrieb, sondern setzen auf die selbsterzeugten Vitaminbomben.

Die Versorgung der umliegenden Gegend und unserer treuen Kundschaft aus dem Flachgau liegt uns dabei sehr am Herzen und gibt uns auch immer die persönliche Motivation weiterzumachen.

Gerade diese gegenseitige Wertschätzung ist ökonomisch und sozial ein sehr wichtiger Punkt in der Gesellschaft, von der die Erzeuger und die Konsumenten profitieren.

Was können die Konsumenten tun, um den nachhaltigen Anbau zu unterstützen? 

Jeder hat mit seinem Geld die freie Entscheidung, wohin er es gibt. Sind es Handelskonzerne oder regionale Kleinbetriebe? Ist es der Biobauer aus der Nähe oder geht das Geld irgendwo in die Ferne, wo schlechte Arbeitsbedingungen und Umweltschäden die traurige Realität sind?

Jeder kann das für sich selber ganz einfach steuern – ab sofort und unmittelbar. Dazu braucht keiner zu demonstrieren oder auf die Regierung zu warten: Einfach dort einkaufen, wo man sich sicher ist, dass man die Wirtschaftsweise wirklich unterstützen möchte. Auch dafür ist Kundennähe, Transparenz und Vertrauen notwendig.

Welche Werte sind euch besonders wichtig und wie spiegeln sich diese im Betrieb wider?

Die ganze Schöpfung ist immer wieder im Kreislauf von Werden, Wirken und wieder Gehen.

Nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch wir müssen mit diesem Fakt einfach leben. Dafür ist es wichtig aus der Vergangenheit zu lernen, um in der Gegenwart richtige Entscheidungen für eine bessere Zukunft zu treffen.

Die Möglichkeit für jede Generation, sich nach ihrem Können und Wollen einzubringen, vermittelt allen die Anerkennung und Daseinsberechtigung, die es für ein gutes Miteinander braucht.

Gerade weil wir jeden Tag sehen, dass uns alles von Gott geschenkt ist und wir uns nichts selber nehmen können, was uns nicht gegeben wurde, ist uns der gute Umgang mit der Natur und den Mitmenschen besonders wichtig.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen, besonders in Bezug auf Klima und Umwelt? Wie geht ihr damit um?

Jedes Jahr hat seine Eigenheiten, so wird unser Beruf nie langweilig. Mit unserem Fokus auf biologische Kreislaufwirtschaft und Resilienz des Betriebes gelingt es uns meistens gut, die wechselhaften Faktoren wie Wetter und Politik auszugleichen.

Die wechselnden Forderungen der sogenannten „Experten“ sind oft nicht nachvollziehbar und es ist immer viel persönliches Engagement und auch Aufklärungsarbeit notwendig, um aufzuzeigen, wo der sprichwörtliche Hase falsch läuft.

Wo können Kunden die Produkte erwerben? 

Wir bieten unsere Gemüseschätze jeden Samstagvormittag in Seekirchen und jeden Donnerstagnachmittag in Henndorf am Biomarkt an.

Außerdem haben alle die Möglichkeit, bei uns Gemüse vorzubestellen und am Hof abzuholen. Mehrmals im Jahr gibt es dann auch unser Rind- oder Kalbsfleisch vom Pinzgauer Bio-Weiderind.  Wir freuen uns über alle, die wir mit unseren Bioprodukten verwöhnen können.

Über Peter und Stefanie Forsthuber:

Wir sind Peter und Stefanie Forsthuber, verheiratet seit 2019. Wir führen den Betrieb seit 2020 und haben in dieser Zeit 3 Kinder bekommen, die unser Leben sehr bereichern.

Nachdem wir beide andere Berufe erlernt haben, hat es uns doch in die Landwirtschaft gezogen, da es für uns keinen sinnvolleren Beruf gibt, als Menschen mit wertvollen Biolebensmitteln zu versorgen.

Beide haben wir unsere persönliche Verwurzelung im Glauben an unseren Gott und seinen Sohn Jesus Christus gefunden, der unserem kurzen Wirken hier auf Erden einen Sinn gibt, der über den Tod hinaus geht.

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