Wirtschaft

EU macht Tempo bei digitalen Zahlungen: PSD3 und Instant Payments verändern den Markt

Der europäische Zahlungsverkehr steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Mit der Payment Services Directive 3 und der neuen Payment Services Regulation plant die Europäische Union eine umfassende Modernisierung der Rahmenbedingungen für digitale Zahlungen, Wallet-Dienste und Finanzdaten. Ziel ist es, Sicherheit und Innovation im Zahlungsverkehr zu erhöhen, den Wettbewerb zu fördern und die Position europäischer Anbieter gegenüber globalen Plattformen zu stärken.

Reform mit Signalwirkung

Am 18. Juni 2025 hat der Rat der Europäischen Union seine Position zu PSD3 und PSR verabschiedet. Damit ist der Weg frei für die sogenannten Trilog-Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament. Die neuen Regelungen bauen auf der bisherigen PSD2 auf, modernisieren zentrale Bestimmungen und überführen Teile davon in eine unmittelbar geltende Verordnung. In Österreich ist die PSD2 über das Zahlungsdienstegesetz 2018 bereits vollständig umgesetzt.

Die EU will mit der Reform nicht nur Betrug im Online-Zahlungsverkehr reduzieren, sondern auch digitale Innovation erleichtern. Parallel werden klare Standards für Datenschnittstellen, Gebühren-Transparenz und Kundenauthentifizierung festgelegt.

Damit verfolgt Brüssel ein strategisches Ziel: mehr digitale Souveränität im europäischen Zahlungsverkehr, weniger Abhängigkeit von außereuropäischen Systemen und eine stärkere Integration von Sicherheits- und Datenschutzmechanismen.

Digitale Wallets werden regulierte Finanzschnittstellen

Digitale Wallets werden regulierte Finanzschnittstellen

Digitale Wallets sind längst mehr als bloße Zusatz-Apps. Unter PSD3/PSR sollen sie künftig als vollwertige Zahlungsinstrumente und regulierte Schnittstellen anerkannt werden. Anbieter wie Apple Pay, Google Pay oder europäische FinTech-Lösungen werden künftig unter einem harmonisierten EU-Aufsichtsrahmen für Zahlungs- und E-Geld-Dienste geführt. Sie unterliegen dabei vergleichbaren Kernpflichten wie Banken – etwa bei Lizenzierung, Safeguarding, Reporting und starker Kundenauthentifizierung –, bleiben jedoch eigenständige Zahlungsdienstleister.

Das bedeutet:

  • Pflicht zu Lizenzierung und Aufsicht als Zahlungsdienstleister,
  • Einhaltung von Datenschutz- und Sicherheitsstandards nach EU-Norm,
  • garantierter Zugang zu europäischen Zahlungssystemen und Bankkonten.

Ergänzend arbeitet die EU an der European Digital Identity Wallet – einer digitalen Brieftasche, die künftig Identität, Signatur und Zahlung in einem System bündeln soll. Damit könnte die Verbindung von Identitäts- und Finanzdaten erstmals europäisch geregelt werden.

Echtzeit wird zum Standard

Parallel zur PSD3-Reform gilt seit Anfang 2025 die Instant Payments Regulation. Sie verpflichtet alle Zahlungsdienstleister im Euroraum, Echtzeit-Überweisungen rund um die Uhr zu ermöglichen – zunächst für eingehende Zahlungen, ab Oktober 2025 auch für ausgehende. Überweisungen in weniger als zehn Sekunden sollen damit zum neuen Normalfall werden.

Damit steigen die technischen Anforderungen an Banken und Zahlungsanbieter deutlich. Systeme müssen 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr verfügbar sein, inklusive Funktionen wie Verification of Payee – also dem automatischen Abgleich von Empfängernamen und IBAN, um Fehlüberweisungen und Betrug zu vermeiden.

Diese Entwicklung folgt dem Verbraucherverhalten, das sich in den vergangenen Jahren deutlich in Richtung Sofort- und Mobile-Zahlungen verschoben hat. Laut Erhebung der Europäischen Zentralbank entfallen mittlerweile rund 21 % aller Zahlungsvorgänge in Europa auf Online-Transaktionen – mit weiter steigendem Anteil an mobilen und Wallet-basierten Zahlungen. Gleichzeitig geht die Bargeldnutzung weiter zurück, während Karten- und Echtzeit-Zahlungen an Bedeutung gewinnen.

Im E-Commerce gelten Instant Payments und digitale Wallets als unbestreitbarer Umsatzfaktor: Große Handelsplattformen und Marktplätze – von Zalando bis MediaMarkt – bieten Sofortüberweisungen direkt aus Bank- oder Wallet-Apps an. Das senkt Rückbuchungsrisiken und beschleunigt Lieferketten.

Das iGaming-Segment gilt längst als Vorreiter bei flexiblen Online-Zahlungsmethoden. Anbieter wie top Poker Seiten online nutzen Wallets, Kreditkarten oder auch Echtzeit-Zahlungssysteme, um Ein- und Auszahlungen ohne Verzögerung zu ermöglichen, manchmal in Verbindung mit Kryptowährungs- oder Prepaid-Lösungen. Diese Systeme haben den Druck auf andere Branchen erhöht, schnellere, transparentere und mobil verfügbare Bezahloptionen zu bieten. Ein Trend, der sich nun auch in den klassischen Handel überträgt.

Die Reise- und Buchungsplattformen beispielsweise sind weitere Profiteure: Echtzeit-Zahlungen verringern Stornorisiken und ermöglichen sofortige Buchungsbestätigungen bei Hotels und Fluggesellschaften. Auch in Österreich reagiert der Bankensektor auf diese Vorgaben. Die Nachfrage nach sofortigen, sicheren und überall verfügbaren Zahlungen prägt den Zahlungsverkehr ebenso stark wie jede neue EU-Vorgabe.

Der Salzburger Bankensektor im Umbruch

Auch in Salzburg zeigt sich der Wandel im Finanzwesen deutlich. Die Salzburger Sparkasse wird mit der Erste Bank der österreichischen Sparkassen fusionieren – die rechtliche Verschmelzung trat am 1. August 2025 in Kraft. Trotz der Zusammenführung sollen Marke, Filialen und Ansprechpartner bestehen bleiben. Beide Institute setzen zunehmend auf digitale Servicewege, App-Banking und automatisierte Prozesse.

Ähnliche Entwicklungen zeigen sich bei der in Salzburg ansässigen DADAT. Der Online-Broker verzeichnet steigende Kundenzahlen und baut sein mobiles Angebot mit einer neuen App weiter aus. Diese Beispiele verdeutlichen, dass auch auf Landesebene die Digitalisierung des Finanzsektors voranschreitet – mit Echtzeit-Zahlungen, vernetzten Schnittstellen und mehr Komfort für Kundinnen und Kunden.

Aber auch die anderen Wandlungen betreffen Akteure vor Ort. Für österreichische Unternehmen, die Online-Zahlungen anbieten oder Zahlungsdienste integrieren, bedeuten PSD3 und die Instant-Payments-Verordnung nicht nur technische, sondern auch strategische Anpassungen:

  • Compliance & Sicherheit:

Unternehmen müssen sicherstellen, dass Zahlungsprozesse die Anforderungen der starken Kundenauthentifizierung erfüllen und DSGVO-konform bleiben.

  • APIs & Schnittstellen:

PSD3 verlangt standardisierte Datenzugänge zwischen Banken und Drittanbietern. Firmen sollten prüfen, ob ihre Zahlungsanbieter API-fähig sind.

  • Liquidität & Echtzeit:

Echtzeit-Überweisungen verkürzen Zahlungsflüsse und verbessern das Cash-Management, erfordern aber durchgängige IT-Verfügbarkeit.

  • Strategischer Vorteil:

Frühe Anpassung kann Wettbewerbsvorteile bringen – etwa durch schnellere Abwicklung, geringere Transaktionskosten und mehr Transparenz.

Die endgültige Verabschiedung von PSD3 und PSR wird für Mitte 2026 erwartet. Danach folgt eine Übergangsfrist zur nationalen Anpassung. Österreich dürfte das bestehende Zahlungsdienstegesetz entsprechend novellieren.

 

Quellen:

https://www.consilium.europa.eu/en/press/press-releases/2025/06/18/council-agrees-its-position-on-a-more-modern-payment-service-framework-in-the-eu/

https://www.ecb.europa.eu/stats/ecb_surveys/space/html/ecb.space2024~19d46f0f17.en.html

https://www.ecb.europa.eu/press/pr/date/2024/html/ecb.pr241219~172b929461.en.html

https://ccianet.org/news/2025/06/payment-rules-overhaul-as-eu-council-agrees-balanced-position-dighttps://www.europeanpaymentscouncil.eu/document-library/rulebooks/2025-sepa-instant-credit-transfer-rulebook-version-10ital-sector-urges-final-fixes/

https://www.erstegroup.com/de/news-media/presseaussendungen/2025/04/01/erste-bank-und-salzburger-sparkasse-setzen-naechste-schritte-fuer-gemeinsame-zukunft

https://www.meinbezirk.at/salzburg-stadt/c-wirtschaft/der-spargedanke-ist-in-salzburg-fest-verankert_a7759349

https://seon.io/resources/psd3-payment-services-directive-update/

https://www.finastra.com/sites/default/files/file/2023-01/resource-instant-payments-europe-are-you-ready-for-new-regulations.pdf

https://service.betterregulation.com/document/717313

https://www.finextra.com/blogposting/26131/psd3-the-next-phase-in-europes-payment-services-regulation

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